Gesammelt habe ich schon immer. Mit 5 Jahren hatte ich mehr Matchbox und Hot Wheels Spielzeugautos als alle meine Freunde. Nicht etwa weil wir reicher waren. Im Gegenteil. Meine Familie hatte damals noch überhaupt kein Geld. Aber mir waren die Autos eben wichtiger als andere Dinge. Also habe ich sie gesammelt, getauscht, gefunden, geschenkt bekommen…. Später wurden die Modelle größer. 1:43er Maßstäbe waren meine Favoriten. Aber gerne auch 1:25 und 1:18. Die holten aber soviel Platz weg. Platz, Haha, wenn ich damals geahnt hätte. Nun gut, ich habe fast alle meine Modelle behalten, in einem eigenen kleinen Zimmer steht alles voll Vitrinen, und manchmal beißt es mich heute noch und ich kaufe auf Ebay das ein oder andere Modell.
Doch längst hat sich der Lieblings-Maßstab erneut verändert. Seit ich das erste eigene Auto von meinem lange ersparten Geld gekauft hatte, und endlich Autofahren durfte, wollte ich immer gerne noch ein paar mehr Autos haben. In 1:1 natürlich. Die ersten Käufe waren häufig Schrott. Im Findling gekauft, mit einem Freund und einem Kasten Bier am Wochenende mit Werkzeug von der Kirmes notdürftig geschlachtet, und die Teile nach und nach verkauft. Davon den nächsten Freitagabend und – möglichst – das nächste Schlachter Auto finanziert. Das hatte zwar mit Sammeln noch nicht viel zu tun, aber das Jagen machte mir damals schon Spaß. Suchen und Finden. Das interessanteste, günstigste, beste Preis-Leistungs Verhältnis finden.
Mit den Jahren stieg die Lust an der Jagd, sowie erstmal geringfügig das Einkommen. Auch eine kleine Blechhalle war vorhanden, und so kamen in den frühen 20ern ein paar – meist günstig erworbene – Autos hinzu. Ein alter Dodge Ram, ein Strich Achter, 1er Golf, Scirocco, immer wieder BMW E30 und jeden Winter ein günstiges, oft japanisches „Winda-Auto“, alleine schon wegen dem Wortspiel ein Brüller. Bis heute hält sich der Name für meine Sammlung.
Die meisten Erwerbungen aus dieser Zeit sind längst wieder gegangen, verkauft, gerne mit minimalem Gewinn, oft aber auch mit genug Verlust, weil etwas neues interessanter war und der Geldbeutel zuviel Platz bot. Irgendwann wurden die Unterstellmöglichkeiten größer. Mit steigendem verfügbaren Einkommen stellte sich immer mehr primär die Frage nach dem Platz. Wirtschaftlich habe ich nie über meine Verhältnisse gelebt, nur Geld ausgegeben was ich auch hatte, oder vorher ein Auto verkauft, wenn auch meistens ungern.
Klar ärgert man sich heute über die viel zu günstig abgegebenen Klassiker von damals. Mein erster E30 M3, ein Umbau auf 3,5l und leider eine Monster Bastelbude, fraß mir fast die Haare vom Kopf, bis ich ihn entnervt für einen Spottpreis verkaufte. Ein E21 mit 2,7l und 200 PS in Topzustand – damals kaum was wert. Ein Schwalbenschwanz 1er Golf mit 40tkm, für 900 Euro vom Erstbesitzer gekauft und nach 3 Jahren für 3.500 Euro weiterverkauft, erschien 2007 oder 2008 als guter Deal. Heute lacht man sich über diese Summen kaputt.
Und irgendwann nahm es dann etwas – sagen wir mal – Überhand. Viele fragen mich: Wieso soviele Autos? Wieso nicht 20, aber dafür nur perfekte, teurere Oldtimer? Spart Platz, und man hat wenigstens im Ansatz eine Chance, alle ab und an mal zu fahren. Finde ich auch vernünftiger. Aber hat nicht geklappt, und wird auch vermutlich nicht klappen. Dafür ist meine Sammlung zu bunt, zu schön quer durch die Bank, zu unkonkret, zu variabel. Und dafür ist meine Sammelleidenschaft einfach zu stark. Wenn ich was sehe was mir gefällt, und ich das Budget verfügbar habe, überlege ich kurz ob das sein muss, ich den Platz habe, und ob der Preis im Rahmen ist. Und dann passiert es. Ganz oft jedenfalls. Ich kann garnix dagegen tun. Therapie wäre sicher gut. Ja, ich bin Autokauf süchtig. Aber will ich kuriert werden? Eher nein.
Die einzige Chance auf Heilung: Petrolheads. Denn hier kann ich das Jagen auch für andere ausleben, ohne dass es meine eigene Sammlung zwingend immer erweitert. Na klar, ich werde immer wieder auch nochmal was für mich abstauben. Und ja, irgendwann wird auch mein Platz wieder endlich sein. Bei jetzt über 100 Autos sind wir vermutlich nicht ganz so weit davon weg. Also, helft mir mich zu kurieren, und lasst mich Autos für euch suchen. Ich freu mich drauf, ganz ehrlich.